Worum geht's?
In Deutschland gibt es über 8.000 Fachanwälte für Arbeitsrecht und noch unzählige weitere Anwälte, die auf das Arbeitsrecht spezialisiert sind. Sie alle beraten Arbeitnehmer und Arbeitgeber bei typischen Streitthemen wie Arbeitszeugnis, Abmahnung oder Kündigungen. Ein Fachanwalt oder eine Fachanwältin für Arbeitsrecht setzt Ihre Rechte gemeinsam mit Ihnen durch. Wir zeigen Ihnen, worauf es ankommt, um bei Qualifikation und die Erfahrung der Anwälte eine Auswahl zu treffen.
1. Anwalt für Arbeitsrecht: Gegen Kündigung, Abmahnung & Co. zur Wehr gesetzt
Wenn Sie das Telefonbuch aufschlagen, um einen Anwalt für Arbeitsrecht zu finden, werden Sie zahlreiche Einträge entdecken. Welcher Rechtsanwalt allerdings in Ihrer speziellen Situation die richtige Wahl ist, verrät die Auflistung nicht. Die Antwort auf diese Frage hängt von Ihrem persönlichen Beratungsbedarf sowie von der Qualifikation und Erfahrung des Anwalts ab.
Im Rahmen verschiedener Rechtsgebiete gibt es auch hier bei Rechtsanwälten Spezialisierungen. Bestimmte Rechtsanwälte erstellen Verträge für Arbeitgeber. Andere sind schwerpunktmäßig für Arbeitnehmer tätig und prüfen die Kündigung von Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen. Wieder andere Rechtsanwälte haben sich auf den Bereich Kündigungsschutzklagen und Prozesse spezialisiert.
2. Welche Themen umfasst das Arbeitsrecht?
Gute Rechtsanwälte sind auf ein bestimmtes Gebiet im Arbeitsrecht spezialisiert. Suchen Sie einen Rechtsanwalt in diesem Rechtsgebiet, sollten Sie vorher prüfen, auf welche Richtung er ausgerichtet ist, denn das Arbeitsrecht ist weit gefächert.
Die Grundlagen von Anwälten für Arbeitsrecht sind nicht nur das Grundgesetz und das BGB, sondern auch das Kündigungsschutzgesetz, das Entgeltfortzahlungsgesetz, das Arbeitszeitgesetz sowie Tarifverträge und vieles mehr. Dabei kann ein Arbeitsrechtsanwalt sowohl für Arbeitnehmer als auch für Arbeitgeber tätig werden.
Es ist nicht unbedingt widersprüchlich, wenn ein Anwalt für Arbeitsrecht die Interessen von Arbeitnehmern und Arbeitgebern gleichermaßen vertritt. Für Sie als Mandant kann dies sogar von Vorteil sein, denn der Rechtsanwalt kennt so auch die Sichtweisen und Handlungsspielräume der Gegenseite. Dadurch kann er fundierter argumentieren und hat eine bessere Verhandlungsposition bei außergerichtlichen Einigungsversuchen.
Recht für Arbeitgeber
Die Arbeitgeber scheinen zwar im betrieblichen Alltag in der mächtigeren Position zu sein. Versuchen sie allerdings im Arbeitsrecht eine Kündigung oder einen Aufhebungsvertrag mit Abfindung zu schließen, sollten sie stets eine Rechtsberatung in Anspruch nehmen.
Die deutschen Arbeitsgerichte entscheiden nämlich tendenziell eher zugunsten der Arbeitnehmer. Schon kleinste Fehler in der Vorgehensweise können die Kündigung oder den Aufhebungsvertrag angreifbar machen. Auch bei der Erstellung von Arbeitszeugnissen kann der Rechtsanwalt dem Arbeitgeber behilflich sein.
Recht für Arbeitnehmer
Ein Arbeitnehmer allein kommt gegen einen großen Arbeitgeber nicht an. Deshalb kann er sich Hilfe bei einer Rechtsberatung für das Arbeitsrecht suchen. Ob Kündigung, Mobbing im Betrieb, Schwierigkeiten bei der Auslegung des Arbeitsvertrags oder scheinbar unmögliche Einigung über die Lage des Urlaubs – ein Arbeitsrechtsanwalt verhilft Ihnen zu Ihrem Recht. Folgende Fälle gehören dazu:
- Ermitteln von Fristen für eine Kündigung
- Prüfen eines Aufhebungsvertrages
- Anfechten einer Änderungskündigung
- Aushandeln oder Prüfen einer Abfindung
- Aufsetzen oder Prüfen vom Arbeitsvertrag
- Durchsetzen von Beschäftigungsverbot
- Prüfen und Anfechten einer Kündigung
- Beratung zum Mutterschutz, zur Elternzeit oder zur Rückkehr aus der Elternzeit in Teilzeit
- Vorgehen gegen eine Abmahnung
- Prüfen und Erstellen eines Arbeitszeugnisses
- Prüfen der Urlaubsabgeltung
- Durchsetzen des Mindestlohns
- Kündigung vom Arbeitsverhältnis in der Schwangerschaft
- Unterstützung und Vermittlung bei Fällen von Mobbing
- Prüfung einer anlässlich einer Massenentlassung durchgeführten Sozialauswahl
Auch Personal- und Betriebsräte benötigen bisweilen eine Rechtsberatung im Arbeitsrecht vom Anwalt, beispielsweise als Vertretung in einem Gerichtsverfahren oder in der Einigungsstelle. Der gewählte Rechtsbeistand sollte sich insbesondere im kollektiven Arbeitsrecht, speziell im Betriebsverfassungsrecht, auskennen.
3. Kanzlei, Rechtsanwalt oder Fachanwalt für Arbeitsrecht?
Ein Rechtsanwalt für Arbeitsrecht hat sich nach seinem neunsemestrigen Studium mit anschließendem Referendariat und zwei Staatsexamen auf das Rechtsgebiet Arbeitsrecht spezialisiert und sich mitunter auch in diesem Gebiet fortgebildet. Er ist aber nicht berechtigt, den Fachanwaltstitel zu führen.
Anders der Fachanwalt für Arbeitsrecht – er hat die Voraussetzungen gemäß Fachanwaltsordnung nachgewiesen und verfügt somit über besondere Kenntnisse sowie umfangreiche Berufserfahrung im Arbeitsrecht. Wenden Sie sich hingegen an eine auf das Arbeitsrecht spezialisierte Kanzlei, können Sie beide Arten von Anwälten vorfinden. Einzigartig ist hier das große Know-how, auf das Sie zurückgreifen können. Immerhin arbeiten hier zahlreiche erfahrene Anwälte für Arbeitsrecht zusammen.
Betrachten Sie die Qualifikation isoliert, ist der Fachanwalt für Arbeitsrecht oder eine entsprechende Anwaltskanzlei die beste Wahl. In der Praxis sollten Sie allerdings auch die anfallenden Kosten berücksichtigen. Die höheren Anwaltskosten für einen Fachanwalt lohnen sich, wenn es um viel Geld geht oder Ihr langjähriger Arbeitsplatz in Gefahr ist. Bei kleineren Forderungen oder eindeutigen Fällen wird ein normaler Arbeitsrechtsanwalt oftmals auch reichen.
4. Zusatzqualifikationen: So finden Sie den perfekten Anwalt
Abgesehen von der grundsätzlichen Ausbildung von Rechtsanwälten können Sie sich auch auf diese Zusatzqualifikationen stützen, um den idealen Anwalt für Ihre Situation zu finden:
- Fachanwaltschaft: Damit sich ein Rechtsanwalt für Arbeitsrecht als Fachanwalt bezeichnen darf, muss er den Erwerb besonderer Kenntnisse durch die Teilnahme an einem speziellen Lehrgang mit mindestens 120 Stunden Umfang nachweisen. Zudem soll der Anwalt in den drei Jahren vor der Antragstellung mindestens 100 Fälle im Bereich des Arbeitsrechts bearbeitet haben und sich verpflichten, sich jährlich in diesem Gebiet weiterzubilden oder wissenschaftlich zu publizieren.
- Fortbildung: Unabhängig von der Anerkennung als Fachanwalt für Arbeitsrecht kann sich jeder Rechtsanwalt im Bereich des Arbeitsrechts weiterbilden. Informieren Sie sich im Vorfeld, in welchen Rechtsgebieten sich der Anwalt fortbildet. Häufig finden Sie entsprechende Angaben auf der Website der Kanzlei.
- Vereine, Organisationen und Arbeitsgemeinschaften: Sind Anwälte Mitglied einschlägiger Vereine (z. B. Deutscher Anwaltverein e.V.) oder dort sogar in den Vereinsorganen engagiert, dürfen Sie davon ausgehen, dass sie sich regelmäßig weiterbilden.
- Qualitätssiegel: Es gibt mehrere Qualitätssiegel, die sich insbesondere auf die Weiterbildung von Rechtsanwälten beziehen. Ein bekanntes Beispiel ist das Siegel „Qualität durch Fortbildung“, das von der Bundesrechtsanwaltskammer (BRAK) vergeben wird. Ähnlich aufgebaut ist der „Fortbildungsnachweis“ der Rechtsanwaltskammer Frankfurt am Main.
Verlassen Sie sich nicht nur auf die Fakten, sondern auch Ihr Bauchgefühl. Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit erfordert nicht nur eine hervorragende Qualität und Erfahrung des Anwalts, sondern auch auf der zwischenmenschlichen Ebene sollten Sie sich wohl und gut aufgehoben fühlen.
5. Anwaltssuche und Suchdienste
Es gibt unzählige Rechtsanwalts-Suchdienste im Netz. Marktführer in diesem Bereich ist anwalt.de. Der Vorteil solcher Suchseiten ist, dass Sie dort eine große Anzahl an Kanzleien aus dem Bereich Arbeitsrecht auf einem Blick vergleichen können. Auch Sortierungen nach weiteren Schwerpunkten oder Städten bzw. Bundesländern sind dort möglich.
Viele dieser Anwalts-Suchseiten bieten einen weiteren Vorteil: Die Bewertungen der Rechtsanwälte. Die Nutzer können die Kanzleien, die sie beauftragt haben, auf vielen Anwaltssuchseiten bewerten. So können sich potentielle Mandanten im Vorfeld darüber informieren, wie zufrieden andere Nutzer mit der Arbeit des Rechtsanwalts waren.
Wichtig ist aber, dass Sie trotzdem vorher einen Blick auf die Webseite der Kanzlei für Arbeitsrecht bzw. des Rechtsanwalts werfen. Dort informieren die Kanzleien oft ausführlich über ihre Ausrichtung, Schwerpunkte und Erfahrungen.
6. FAQ: Anwalt für Arbeitsrecht
Alles, was Sie wissen müssen