Midjourney: Urheberrecht

Bilder aus Midjourney kommerziell nutzen: Was ist erlaubt, was riskant?

Fachlich geprüft von: Rechtsanwalt Sören Siebert Rechtsanwalt Sören Siebert
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Das Wichtigste in Kürze

  • Midjourney ist eine KI-Plattform, mit der sich auf Basis von Texteingaben künstlerische, fotorealistische und stilisierte Bilder generieren lassen.
  • Möchten Sie Midjourney nutzen, brauchen Sie einen Account bei Discord und ein kostenpflichtiges Abonnement.
  • Sie dürfen die Bilder auch kommerziell verwenden – sehen Sie aber davon ab, diese auf Grundlage von urheberrechtlich geschütztem Material zu generieren.

Worum geht's?

Der Papst in hipper Daunenjacke und dickem Kruzifix, US-Präsident Trump bei seiner Verhaftung oder Putin, der vor dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping auf die Knie fällt – es sind Bilder, die in den Köpfen bleiben. Doch auch wenn sie so aussehen: Echt sind sie nicht. Stattdessen wurden sie mit KI generiert. Midjourney heißt die Plattform, mit der sich Bilder erzeugen lassen, die keine Grenzen zu kennen scheinen. Wie aber steht es um die Rechte an diesen Bildern? Wem gehören die Urheberrechte? Darf man die KI-Bilder für kommerzielle Zwecke verwenden? Und wofür sollte man Midjourney lieber nicht nutzen?

 

1. Was ist Midjourney?

Midjourney ist neben DALL·E und Stable Diffusion einer der führenden KI-Bildgeneratoren, mit dem sich über sogenannte Prompts – das sind Texteingaben – mittels künstlicher Intelligenz Bilder erzeugen lassen. Die Prompts (Befehle) werden dabei nicht wortwörtlich von den KI-Systemen verstanden, sondern in Tokens gestückelt, die dann mit den Daten verglichen werden, mit denen die Bild-KI trainiert wurde.

Während das bei Chatbots wie ChatGPT riesige Textmengen aus Webseiten, Büchern und Artikeln sind, werden Bildgeneratoren wie Midjourney zusätzlich mit Bild-Datensätzen gefüttert, die mit entsprechenden Bildbeschreibungen versehen wurden. So gelingt es der KI, selbstständig aus Texteingaben Bilder zu erzeugen.

SCHON GEWUSST?

Was für die einen kreative Freiheit bedeutet, ist für andere ein Problem: Ein großer Teil der Datensätze, mit denen Midjourney (und andere KI-Generatoren) trainiert werden, ist urheberrechtlich geschützt. So sehen sich nicht nur in den USA viele Künstler in ihrem Copyright verletzt und haben bereits Klage gegen die Tech-Unternehmen hinter den KI-Systemen eingereicht.

2. Wie funktioniert Midjourney?

Für die Erstellung der KI-Bilder auf Midjourney benötigen Sie einen zertifizierten Account auf Discord, einer Plattform für Sprach-, Video- und Textkommunikation, die vor allem von Gaming-Communities genutzt wird. Sie ist vergleichbar mit Messengern wie WhatsApp und Telegram, ähnelt aber auch dem Diskussionsforum Reddit.

Das Besondere sind die verschiedenen Server mit Kanälen für unterschiedliche Themen. Hat man sich auf Discord angemeldet, muss man daher dem offiziellen Midjourney-Server beitreten, um die Plattform nutzen zu können.

Nicht nur ein Discord-Account ist Voraussetzung für die Nutzung, sondern auch eine kostenpflichtige Mitgliedschaft. Kostenlos kann man Midjourney seit März 2023 nicht mehr verwenden. Der Grund: Zu viele Nutzer und zu viel Missbrauch. Durch den immensen Ansturm auf die kostenlose Testversion ging die Plattform vorübergehend in die Knie, sodass auch zahlende Nutzer keinen Zugriff mehr auf die Funktionen hatten.

Um Bilder mit Midjourney zu erzeugen, geben Sie in einem der Midjourney #newbies-Kanäle auf Discord den Prompt /imagine und dann Ihre Beschreibung ein. Zum Beispiel: /imagine ein futuristisches Cyberpunk-Stadtbild mit Neonlichtern. Auf dieser Basis erstellt die künstliche Intelligenz dann vier Bildvorschläge.

Je genauer die Beschreibung ist, desto besser wird das Bild bzw. die Bildvorschläge. Je nachdem, was Sie für ein Bild erzeugen möchten, können Sie Ihrer Beschreibung auch Stile, Kameraperspektiven oder Farbpaletten hinzufügen (z. B. „im Stil von Monet“ oder „Aquarellmalerei“).

3. Sind die Bilder von Midjourney urheberrechtlich geschützt?

Nein, wie generell bei KI und Urheberrecht gilt bei dieser Frage auch für Midjourney: Die erzeugten Inhalte sind nicht urheberrechtlich geschützt.

In Deutschland fallen nur Werke unter den Schutz des Urheberrechts, die eine gewisse persönliche Schöpfungshöhe vorweisen können. Das bedeutet zum einen, dass sie von einem Menschen geschaffen sein müssen und zum anderen ein Mindestmaß an kreativer Eigenleistung benötigen.

Exkurs: Wann ist ein Werk urheberrechtlich geschützt?

Ein Werk ist urheberrechtlich geschützt, wenn es

  • eine eigene geistige Schöpfung ist (jedoch keine reine Nachahmung oder banale Idee).
  • eine gewisse Individualität und Originalität aufweist.
  • über das Alltägliche hinausgeht (d. h. nicht rein technisch entstanden ist).

Werke, die diese Anforderungen nicht erfüllen, können keinen urheberrechtlichen Schutz genießen. Zwar verhindert der Einsatz von Hilfsmitteln wie einer Kamera oder einem Grafikprogramm nicht, dass ein Werk als “vom Menschen erschaffen” gilt – doch künstliche Intelligenz zählt nicht zu solchen Hilfsmitteln.

Warum sind KI-generierte Bilder nicht urheberrechtlich geschützt?

Im Unterschied zur Kamera oder einer Bildbearbeitungssoftware hat der Nutzer bei KI nur einen sehr begrenzten Einfluss auf das Ergebnis. Man spricht hier auch vom sogenannten Black Box Effekt. Gemeint ist damit die Schwierigkeit, dass sich die Entscheidungsprozesse einer generativen KI oft kaum oder gar nicht erklären lassen.

Da es insbesondere bei neuronalen Netzen schwierig ist, die inneren Abläufe nachzuvollziehen, bleibt meist unklar, wie die künstliche Intelligenz zu ihrem Ergebnis kommt. Das kann problematisch sein, etwa wenn die KI Fehlentscheidungen trifft, aber niemand genau versteht, warum.

Auch Midjourney zählt zu den neuronalen Netzen. Gemeint ist damit eine Form von künstlicher Intelligenz, die durch das menschliche Gehirn inspiriert ist und durch große Mengen an Trainingsdaten selbstständig lernt. Je komplexer das Netz, desto leistungsfähiger ist es – aber desto schwerer ist es auch zu verstehen. Hier sind wir wieder beim Black-Box-Effekt.

GUT ZU WISSEN

Midjourney-Bilder sind nicht urheberrechtlich geschützt, weil sie zufällig generiert werden. Bedeutet: Geben verschiedene Personen den gleichen Prompt ein, entstehen unterschiedliche Bilder. Der Nutzer kann den Output der KI also nur sehr eingeschränkt beeinflussen. Einen solchen Einfluss bräuchte es aber, damit das Bild als vom Menschen geschaffenes Werk im Sinne des Urheberrechts gilt.

Doch was bedeutet der fehlende Schutz in der Praxis? Ganz einfach: An den Bildern von Midjourney haben Sie keine Bildrechte. Sie dürfen die KI-Erzeugnisse zwar für eigene Zwecke verwenden – doch das darf jeder andere auch, da sie eben nicht geschützt sind.

4. Kann ich Bilder von Midjourney kommerziell nutzen?

Ja, Sie dürfen die Bilder von Midjourney auch für kommerzielle Zwecke nutzen. Durch den Abschluss eines kostenpflichtigen Abos – ohne das Sie den Dienst nach einer kurzen Testphase ohnehin nicht verwenden können – erhalten Sie automatisch die entsprechenden Nutzungsrechte.

Nicht vergessen: Nutzungsrechte sind nicht das Gleiche wie Urheberrechte. Diese haben Sie an den KI-generierten Bildern nämlich nicht – auch wenn Sie selbst die Befehle eingeben, mit denen die Bilder erzeugt werden.

Welche Lizenzbedingungen gibt es?

Midjourney hat eigene Rahmenbedingungen, die auch die kommerzielle Nutzung regeln. So heißt es in den aktuellen Nutzungsbestimmungen, dass Sie die Rechte an den Bildern haben, die Sie generiert haben.

Sie müssen weder zusätzliche Leistungen hinzubuchen, noch müssen Sie Midjourney als Urheber nennen. Sie dürfen die Bilder frei nutzen, auch zu geschäftlichen und kommerziellen Zwecken. Voraussetzung ist, dass Sie sicherstellen, dass

  • weder Gesetze noch Nutzungsbedingungen verletzt werden.
  • Sie die Rechte an geschützten Inhalten besitzen bzw. die Erlaubnis haben, diese zu verwenden.

ACHTUNG

Verstoßen Sie gegen die Nutzungsbedingungen, haften Sie selbst – und nicht Midjourney als Anbieter des Dienstes.

Gibt es Ausnahmen von den Lizenzbedingungen?

Eine Ausnahme besteht für Unternehmen mit einem jährlichen Umsatz von mehr als 1 Mio. US-Dollar: Diese sind verpflichtet, einen "Pro"- oder "Mega"-Plan zu abonnieren, um die vollen Nutzungsrechte zu erhalten.

Vergrößern Sie ein Bild eines anderen Users in Midjourney (sogenanntes Upscaling), bleibt das Original-Eigentum zudem beim ursprünglichen Ersteller – Sie können es also nicht einfach als Ihr eigenes beanspruchen.

5. Was ist bei Midjourney verboten?

Midjourney verbietet alles, was gegen Gesetze verstößt, Urheberrechte verletzt, Hass verbreitet, die Rechte anderer Menschen beeinträchtigt oder die Plattform anderweitig missbraucht.

Wie bei jeder Plattform gibt es Regeln, um Missbrauch zu minimieren. Dazu gehört zum einen, dass sich Midjourney nur noch über eine bezahlte Mitgliedschaft nutzen lässt. Daneben gibt es Wörter, mit denen sich überhaupt keine Bilder generieren lassen, da sie die Erstellung schädlicher, anstößiger und illegaler Inhalte fördern.

Eine solche Liste verbotener Wörter gibt es übrigens nicht nur bei Midjourney, sondern auch bei anderen KI-Tools. Sie alle eint das Problem, dass bei der enormen Menge an Trainingsdatensätzen nicht alle Bilder mit sexuellem oder gewalttätigem Content entfernt werden können. Je häufiger die Bild-KI mit solchen Inhalten trainiert wird, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie derartige Bilder selbst wiedergibt. Um das zu verhindern, sind bestimmte Begriffe daher von der Eingabe ausgeschlossen. Das betrifft etwa Ausdrücke, die mit Gewalt, Terrorismus oder Kriminalität zu tun haben, wie „Mord“, „Waffen” oder „Terroranschlag“.

Eine andere Problematik auf Midjourney ist die unzulässige Nutzung von urheberrechtlich geschützten Material. Haben Sie nicht die Erlaubnis des Urhebers, stellt die Weiterverwendung einen Verstoß gegen fremdes Urheberrecht und Copyright dar. Ein solcher Verstoß kann eine urheberrechtliche Abmahnung zur Folge haben.

WICHTIG ZU WISSEN

Urheberrechtlich geschützte Werke dürfen Sie nur mit Genehmigung des Rechteinhabers verwenden. Die KI unterscheidet jedoch nicht, was geschützt ist und was nicht. Sie können sich somit zwar problemlos für private Zwecke Bilder Ihres Lieblings-Superhelden generieren lassen – von einer kommerziellen Verwendung sollten Sie ohne entsprechende Lizenzierung aber besser absehen.

Schutz für ein Werk im Sinne des Urheberrechtsgesetzes besteht also auch dann, wenn Sie mit Künstlicher Intelligenz eigene Bilder generieren, die einem geschützten Werk sehr ähnlich sind. Lassen Sie sich beispielsweise ein Logo für Ihre Firma erstellen, das einem bestehenden Unternehmenslogo ähnelt und verwenden dieses geschäftlich, kann Ihnen eine Abmahnung samt Schadensersatzforderung drohen.

6. Checkliste: So nutzen Sie Midjourney rechtssicher

Solange Sie sicherstellen, dass Sie bei der Nutzung von Midjourney Urheberrechte und die Richtlinien der Plattform beachten, sind Sie auf der sicheren Seite. Alles, was Sie wissen müssen, haben wir Ihnen auf einen Blick in der folgenden Checkliste zusammengefasst:

Checkliste
Midjourney Urheberrecht
  • Kommerzielle Nutzung: Um die Bilder von Midjourney kommerziell zu nutzen, müssen Sie ein kostenpflichtiges Abo abschließen.
  • Bildrechte: Achten Sie darauf, dass Sie für Bilder die Erlaubnis des Rechteinhabers haben, sofern diese urheberrechtlich geschützt sind.
  • Marken und Logos: Verwenden Sie keine Markenlogos oder Designs ohne Zustimmung der Rechteinhaber für gewerbliche Zwecke – auch nicht mit einem kostenpflichtigen Abonnement.
  • Verbotene Inhalte: Vermeiden Sie Inhalte, die Hassrede, Gewalt, Diskriminierung oder illegale Aktivitäten fördern und verzichten Sie auf die Eingabe anstößiger Begriffe.
  • Deep Fakes: Erstellen Sie keine KI-Inhalte, die die Privatsphäre oder Rechte von anderen Menschen verletzen. Kennzeichnen Sie Deep Fakes als KI-generiert.
  • Nutzungsbedingungen: Achten Sie darauf, dass Ihr Abo den gewünschten Nutzungsrechten entspricht und prüfen Sie Preise und Bedingungen regelmäßig.
  • Abonnement & Rechte: Ihre Nutzungsrechte bleiben bestehen, auch wenn Sie Ihr Abo kündigen. Prüfen Sie dies aber vorab, da sich die Bedingungen ändern können.

 

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Sophie Suske
Sophie Suske, M.A.
Legal Writerin, freiberuflich

Sophie Suske hat einen Masterabschluss in Sprach- und Kommunikationswissenschaften. Angefangen in der juristischen Redaktion eines Legal Tech Start Ups bereichert sie seit 2022 mit ihrer Expertise das Redaktionsteam von eRecht24 als freie Legal Writerin. Ihre inhaltlichen Schwerpunkte liegen dabei im Datenschutz, E-Commerce- und Markenrecht.

Rechtsanwalt Sören Siebert
Sören Siebert
Rechtsanwalt und Gründer von eRecht24

Rechtsanwalt Sören Siebert ist Gründer von eRecht24 und Inhaber der Kanzlei Siebert Lexow. Mit 20 Jahren Erfahrung im Internetrecht, Datenschutz und ECommerce sowie mit mehr als 10.000 veröffentlichten Beiträgen und Artikeln weist Rechtsanwalt Sören Siebert nicht nur hervorragende Fach-Expertise vor, sondern hat auch das richtige Gespür für seine Leser, Mandanten, Kunden und Partner, wenn es um rechtssichere Lösungen im Online-Marketing und B2B / B2C Dienstleistungen sowie Online-Shops geht. Neben den zahlreichen Beiträgen auf eRecht24.de hat Sören Siebert u.a. auch diverse Ebooks und Ratgeber zum Thema Internetrecht publiziert und weiß ganz genau, worauf es Unternehmern, Agenturen und Webdesignern im täglichen Business mit Kunden ankommt: Komplexe rechtliche Vorgaben leicht verständlich und mit praktischer Handlungsanleitung für rechtssichere Webseiten umsetzen.

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