DSGVO: Ex-Student erhält 350-Seiten-Kopie seiner Examensklausur

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Worum geht's?

Was ein Uni-Absolvent in seinen Abschlussprüfungen zu Papier bringt, fällt in den Anwendungsbereich der Datenschutz-Grundverordnung. Deshalb steht ihm eine kostenlose Kopie der Klausuren zu, selbst wenn diese mehrere Hundert Seiten umfasst. Das hat das Oberverwaltungsgericht für das Land Nordrhein-Westfalen entschieden. Wegen der grundsätzlichen Bedeutung der Frage ist aber noch die Revision zum Bundesverwaltungsgericht möglich.

Jura-Kenntnisse erfolgreich angewendet

Bereits im Herbst 2018 legte der Kläger das zweite juristische Staatsexamen ab. Kurze Zeit später beantragte er, wie viele andere Absolventen auch, Einsicht in seine Prüfungsarbeiten. Gleichzeitig bat er um die Zusendung einer Kopie per Post oder Mail, und zwar inklusive des Prüfergutachtens. Das zuständige Landesjustizprüfungsamt sah darin auch kein Problem. Es bat nur vorab um Überweisung der Kosten für die Kopie der insgesamt 348 Seiten. Gemäß Gebührengesetz berechnete man für die Seiten 1 bis 50 jeweils 50 Cent, für jede weitere Seite noch einmal 15 Cent. Insgesamt kam man so auf einen Betrag von 69,70 Euro.

 

Automatisierte Verarbeitung?

Der frischgebackene Volljurist aber wollte nicht zahlen. Er argumentierte, dass ihm gemäß Auskunftsanspruch der Datenschutz-Grundverordnung eine kostenlose Kopie zugestellt werden müsse. Das Prüfungsamt verweigerte das. Begründung: Die DSGVO sei hier nicht anwendbar, unter anderem deshalb, weil die personenbezogenen Daten in den Klausurinhalten nicht automatisiert verarbeitet würden. Der Absolvent erhob daraufhin Klage vor dem Verwaltungsgericht Gelsenkirchen (Az. 20 K 6392/18). Hier gab man ihm im April 2020 recht. Zwar würden die Klausuren nicht digital gespeichert, aber auf Papier archiviert. Auch das sei als eine „Speicherung in einem Dateiensystem“ anzusehen.

 

OVG bestätigt Anspruch

Jetzt hat das Oberverwaltungsgericht für das Land Nordrhein-Westfalen die Berufung des Landesjustizprüfungsamtes zurückgewiesen (Az. 16 A 1582/20). Nach DSGVO und dem Landesdatenschutzgesetz NRW habe der ehemalige Student Anspruch auf eine kostenlose Kopie, und zwar von sämtlichen personenbezogenen Daten, die das Prüfungsamt zu seiner Person verarbeitet habe. Dazu gehörten auch die Examensarbeiten mitsamt den Prüfergutachten.

 

Fazit

Der Auskunftsanspruch der DSGVO unterliegt keiner Einschränkung hinsichtlich bestimmter Daten oder Informationen. Deshalb muss das Landesprüfungsamt Examensabsolventen eine Kopie ihrer Prüfungsarbeiten kostenlos zur Verfügung stellen. Dass das Amt durch derartige Nachfragen außergewöhnlich stark belastet werden könnte, halten die Richter für unwahrscheinlich. Es sei damit zu rechnen, dass die meisten Studenten auch mit pdf-Dateien oder ähnlichen elektronischen Kopien einverstanden seien.

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Anke Evers
Journalistin und Texterin, freiberuflich

Anke Evers absolvierte ihr Studium in Sozial- und Kommunikationswissenschaft und hat als Redakteurin für verschiedene Radio- und Fernsehsender gearbeitet. Seit mehr als zwei Jahrzehnten arbeitet Anke Evers als freiberufliche Journalistin im Online-Bereich. Ihre umfassende Fachkenntnis bringt sie seit 2015 in das Redaktionsteam von eRecht24 ein, wo sie insbesondere für die Erstellung von News-Beiträgen verantwortlich ist.


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