Polizeiliche Ermittlungen in Italien
Noch immer sind die Umstände um den Tod einer zehnjährigen TikTok-Nutzerin aus Palermo nicht völlig geklärt. Nicht auszuschließen ist, dass sich das Mädchen im Rahmen einer Internet-Challenge versehentlich selbst stranguliert haben könnte. Dabei hätte sie als unter 13-Jährige gar keinen Account bekommen dürfen. Doch mit den Rechten und Pflichten gegenüber den meist jugendlichen Fans nehme man es auf der chinesischen Plattform offenbar nicht so genau, kritisieren Verbraucherschützer. Beispielsweise würden Kinder immer wieder mit jugendgefährdenden Inhalten konfrontiert. Auch verdeckte Werbemaßnahmen verhinderten die Betreiber nicht. Beispielsweise riefen Influencer im Auftrag von Unternehmen zu Challenges auf, die der Verkaufsförderung einzelner Produkte dienten. Wer sich daran beteilige, würde selbst zum Werbeträger.
Kinder werden übervorteilt
Auch der Datenschutz genügt nach Ansicht der Kritiker nicht europäischen Anforderungen. Richtlinien und Hinweise seien intransparent und unverständlich, erst recht für Kinder und Teenager. Das gelte gleichermaßen für urheberrechtliche Fragen. Hier müssten die Nutzer in Klauseln einwilligen, die TikTok unfaire Vorteile verschafften. Im Zusammenhang mit sogenannten „virtuellen Geschenken“ für besonders beliebte Accounts stellten die Verbraucherschützer ebenfalls unfaire Klauseln und irreführende Praktiken fest. Die Generaldirektorin der europäischen Verbraucherschutzorganisation BEUC, Monique Goyens, fasst zusammen: Man habe es mit massiven Rechtsverstößen zulasten von Minderjährigen zu tun.
Gemeinsame europäische Forderung
EU-Kommission und nationale Behörden sollen nun rechtliche Grundlagen der App und die Praktiken der Betreiber einer umfassenden Untersuchung unterziehen. Weiter müsse dafür gesorgt werden, dass TikTok die Verbraucherrechte der Europäischen Union respektiere. Dazu gehöre vor allem der Schutz von Kindern und Jugendlichen vor schädlichen Inhalten und versteckter Werbung. Darüber hinaus müssten die Nutzer gemäß DSGVO über die Verarbeitung ihrer Daten aufgeklärt werden.
Fazit
TikTok hat bereits auf die konzertierte Aktion reagiert. Eine Sprecherin teilte mit, dass man ein Treffen mit Vertretern der Verbraucherschützer anstrebe. Den Schutz von Jugendlichen nehme das Unternehmen besonders ernst. In Italien hat TikTok nach dem tragischen Todesfall zumindest neue Alterskontrollen zugesagt. User unter 13 Jahren sollen nicht mehr auf der Plattform zugelassen werden.
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