Worum geht's?
Insgesamt werden täglich weltweit 720.000 Stunden Videomaterial auf YouTube hochgeladen (Statistik von Tubefilter, 2019). Da ist es nicht verwunderlich, dass die Internet-Plattform nicht dazu in der Lage ist, jeden Videoinhalt individuell in Hinblick auf Rechtsverletzungen hin zu untersuchen. Sensible Inhalte werden in der Regel durch entsprechende Tools geblockt. Urheberrechtsverletzungen können mittlerweile auch durch Tools aufgedeckt werden. Wie dies funktioniert und was Sie machen können, wenn Sie eine Urheberrechtsverwarnung erhalten haben, lesen Sie in diesem Artikel.
1. Was sagt YouTube zum Thema Urheberrecht?
62 % der Unternehmen nutzen YouTube zum Einstellen von Videoinhalten (Statistik von Buffer, 2019). Aber auch auf dem großen Videoportal müssen die rechtlichen Bestimmungen eingehalten werden - allen voran das Urheberrecht.
In seinen Richtlinien informiert YouTube seine Nutzer über das geltende Urheberrecht. Dort heißt es unter anderem, dass Creator nur Videos hochladen sollen, die sie selbst erstellt haben oder für die sie alle erforderlichen Rechte besitzen.
Laden Sie als Creator beispielsweise ein Video hoch, welches Filmsequenzen oder urheberrechtlich geschützte Musik enthält, müssen Sie sicherstellen, dass Sie die Nutzungsrechte in Form von Lizenzen erworben haben. Ein Nutzungsrecht benötigen Sie für
- die Vervielfältigung einer Bild- und Tonaufnahme,
- die öffentliche Zugänglichmachung des urheberrechtlich geschützten Inhalts auf YouTube und
- die Bearbeitung, sofern Sie das geschützte Werk verändert haben.
Bereits die Veröffentlichung eines Coversongs bedarf einer Erlaubnis des Rechteinhabers. Sie sollten daher im Vorfeld die entsprechenden Nutzungsrechte beim Urheber des Musikstücks anfordern.
INTERESSANT
Um die Urheberrechte von Rechteinhabern und Creators zu schützen, hat YouTube entsprechende Tools entwickelt. Durch diese Tools findet ein Content-ID-Abgleich statt, der potentiell urheberrechtsverletzende Inhalte erkennt.
Das ganze funktioniert so: Urheberrechtsinhaber senden Ihre Referenzdateien durch diese Tools an YouTube. YouTube prüft automatisch jedes neu hochgeladene Video auf Inhalte, die diese urheberrechtlich geschützten Werke enthalten. Anschließend kann der Urheber einen Antrag auf Beschwerde gegen das Videomaterial einlegen, der dann beim Creator landet.
Referenzdateien können nicht nur von Creators, sondern auch von Musiklabels, Filmstudios oder Verwertungsgesellschaften eingereicht werden. So soll es vor allem den Urhebern von Werken erleichtert werden, gegen Urheberrechtsverletzungen vorzugehen.
2. Urheberrechtlich bedenkliche Sequenzen bei YouTube löschen: So geht’s
YouTube hat innerhalb der letzten Jahre seine Funktionen stark erweitert. Creator, die früher ein Video wegen einer Urheberrechtsverletzung komplett von der Plattform entfernen mussten, können mittlerweile mit einem YouTube-Schnittprogramm das Video direkt online bearbeiten. Das spart vor allem Zeit und Ressourcen.
WUSSTEN SIE’S SCHON?
Das Creator-Dashboard informiert die Produzenten von Videos über Probleme im Urheberrecht auf ihrem Kanal. Hier wird angezeigt, welche Beiträge entfernt wurden und von wem die Copyright-Beschwerde eingelegt wurde. Zu jedem Fall kann außerdem eine genaue Beschreibung des urheberrechtlichen Werks abgerufen werden.
Durch diese Informationen liefert die Plattform den Creators einen genauen Einblick in Beschwerden, die bezüglich ihrer Videos eingegangen sind. Folgendermaßen finden Sie diese Informationen:
- Melden Sie sich im YouTube Studio an.
- Klicken Sie im Menü auf “Inhalte”.
- Wählen Sie in der Filterleiste “Urheberrecht” aus.
- Bewegen Sie den Cursor in der Spalte “Einschränkungen” über “Urheberrecht”.
- Klicken Sie auf “Details ansehen”.
Nun werden Ihnen die Details zur Urheberrechtsverwarnung angezeigt. Fehlen in der Darstellung weitere Details zu der Meldung, können Creators auch eine Anfrage an das Copyright-Team von YouTube stellen.
Statt das komplette Video löschen zu müssen, bietet YouTube für seine Creator ein Schnittprogramm an. Über “Trim & Cut” können die beanstandeten Sequenzen aus dem Video herausgeschnitten werden. Ein erneutes Hochladen kann somit vermieden werden. Ein weiterer großer Vorteil: Das Video ist in gekürzter Version direkt nach der Änderung live.
3. Was droht bei einer Urheberrechtsverletzung auf YouTube?
Reicht ein Rechteinhaber auf YouTube eine Beschwerde über eine Urheberrechtsverletzung ein, entfernt die Plattform das Video und erteilt dem Creator eine Verwarnung. Das Video ist in diesem Fall nicht mehr für die Nutzer auffindbar. Handelt es sich nur um kleinere Sequenzen, die urheberrechtlich verwarnt werden, kann der Creator das Video in seiner Galerie weiterhin aufrufen und entsprechende Sequenzen bearbeiten oder löschen.
Anschließend kann der Creator das Video wieder live stellen. Dies kann einige Zeit in Anspruch nehmen, da YouTube den Vorgang in der Regel überprüft. YouTube äußert sich zu den Folgen einer Urheberrechtsverwarnung folgendermaßen:
“Wir alle machen Fehler. Wenn du zum ersten Mal eine Urheberrechtsverwarnung erhalten hast, musst du den Kurs zum Urheberrecht absolvieren. Im Kurs zum Urheberrecht lernen Creator die Grundsätze des Urheberrechts und wie es auf YouTube durchgesetzt wird. Er umfasst vier kurze Multiple-Choice-Fragen.”
Treten drei Urheberrechtsverwarnungen innerhalb von 90 Tagen auf, sperrt YouTube das Konto und kündigt alle dazugehörigen Kanäle. Für eine Gegendarstellung haben Sie allerdings noch sieben Tage Zeit, bevor Ihr Konto gesperrt wird. Solange die Gegendarstellungen bearbeitet werden, bleibt Ihr Konto aktiv.
LESEEMPFEHLUNG
Mehr zum Thema YouTube DSGVO-konform nutzen lesen Sie in unserem Artikel “Von Urheberrechten, Impressum und Datenschutz: So sind Sie als Content Creator auf YouTube rechtssicher unterwegs”.
4. Achtung: Nutzung von bereitgestellten Inhalten von YouTube & 15-Sekunden-Regel
Ähnlich wie Instagrams Sound Collection bietet auch YouTube eine Audio-Mediathek mit zahlreichen Musikstücken und Soundeffekten für das Bearbeiten der eigenen Videos an. Die Nutzung auf der Plattform ist gestattet. ABER: Wollen Sie die hochgeladenen Videos auch bei TikTok oder Instagram verwenden, müssen Sie Inhalte aus der Audio-Mediathek von YouTube entfernen.
ACHTUNG
Obacht gilt auch bei der 15-Sekunden-Regel, die in § 10 UrhDaG geregelt ist. Urheberrechtlich geschützte Werke dürfen grundsätzlich nicht ohne Einwilligung des Urhebers genutzt werden. Sie brauchen also auch Nutzungsrechte für Werke, die kürzer als 15 Sekunden sind. Andernfalls darf der Urheber die Inhalte von YouTube entfernen lassen.
5. Fälschlicherweise Urheberrechtsverwarnungen erhalten? So gehen Sie vor
Die Tools von YouTube zur Erkennung von Urheberrechtsverletzungen arbeiten komplett automatisch. Anschließend reicht der Rechteinhaber die Beschwerde ein.Unter Umständen kann es aber auch dazu kommen, dass Sie fälschlicherweise eine Urheberrechtsverwarnung von YouTube erhalten und daher eine Entfernung aus urheberrechtlichen Gründen ansteht.
Sie haben nun allerdings drei Möglichkeiten:
1. Warten Sie bis die Verwarnung abläuft.
Urheberrechtsverwarnungen hebt YouTube nach 90 Tagen automatisch auf. Bei der ersten Verwarnung müssen Sie den Kurs zum Urheberrecht besuchen.
2. Erwirken Sie einen Widerspruch.
Sie können den Anspruchsteller, also den Rechteinhaber, bitten, den urheberrechtlichen Anspruch zurückzuziehen.
3. Reichen Sie eine Gegendarstellung ein.
Hat YouTube Ihr Video fälschlicherweise entfernt, können Sie eine Gegendarstellung einreichen. Dabei handelt es sich um ein rechtliches Ersuchen an YouTube zur Reaktivierung von Inhalten. Vorlegen können Sie erworbene Lizenzen oder Beweise dafür, dass Sie der Urheber der Inhalte sind.
6. Fazit
Die Tools von YouTube sollen dafür sorgen, dass Urheberrechtsverletzungen schnell erkannt und gebannt werden können. Rechteinhaber müssen dazu allerdings Referenzdateien einreichen und anschließend bei jedem Video, welches die Rechte potentiell verletzt, eine Beschwerde einreichen.
Dies sorgt zwar dafür, dass die Rechte der Urheber besser geschützt werden können, kann allerdings auch zu Fehlern und damit zu fälschlichen Urheberrechtsverwarnungen oder gar nicht erst entdeckten Urheberrechtsverletzungen führen.
Wurde Ihr Video zu Unrecht gesperrt, können Sie dagegen vorgehen und eine Gegendarstellung bei YouTube einreichen.
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